Wir sind heute ins Fricktal gefahren und starten bei der Kirche
St. Martin in Wittnau...
... in einer Gegend inmitten des Aargauer Tafeljuras, wo auf kleinstem Raum eine Unmenge an
Geschichte, Kultur, Legenden und religiösen Zeichen zu finden sind...
... bereits nach wenigen Höhenmetern treffen wir auf das erste der vielen Wegkreuze der Region......... den Schafen scheint es in dieser Obstbaumwiese sichtlich gut zu gehen......wie mir auf diesem sonnigen Pfad, den Berg hoch......und schon treffen wir auf eine Nachbildung einer Lourdes-Grotte aus dem Jahre 1902 (an
dieser Stelle stand bereits seit 1861 die erste Bildtafel eines
Kreuzweges der zur Buschbergkapelle hoch führte. Aktuell führt ein Besinnungspfad mit 12 aus Glas gestalteten Stationen dem Hang entlang hoch)......wir wählen heute jedoch den steilen Weg der Geländerippe entlang zum Wittnauer Horn hoch......da oben betreten wir einen besonders geschichtsträchtigen Ort....... das Refugium auf dem Wittnauer Horn, es ist ungemein faszinierend da in der Vergangenheit zu schnuppern, der Felsensporn hat gar viel zu erzählen (1934 wurde hier mit wissenschaftliche Grabung begonnen, die nicht nur
diverse Relikte aus der Jungsteinzeit zutage förderte, sondern auch eine
bewehrte, über dreitausend Jahre alte bronzezeitliche Siedlung. Diese
wurde später von den Römern zur Festungsanlage gegen die einfallenden
Germanen umfunktioniert und bis weit ins Mittelalter von verschiedensten
Völkern genutzt. Das Plateau des Buschberges bot neben Schutz auch Raum für Weiden und bescheidene Ackerkulturen)...... und schon tummeln wir uns auf der Hochebene des Buschberges (der Name Busch wird vom keltischen "buhil" für Buckel abgeleitet und weitere Anzeichen weisen darauf hin, dass damit ein heiliger Hügel gemeint wird) ..... wir sind auf der Suche nach dem Findling aus dem Vallis, der sich bereits rund 200 000 Jahren da ausruht und verpassen dabei den keltischen Grabhügel aus dem 7. Jahrhundert v.Ch...... auch wenn wir heute etwas gar viel in der reichen Vergangenheit schnuppern, so haben wir auch immer ein Auge auf die aktuellen Schönheiten der Natur da oben..........nun erkunden wir die Buschbergkapelle, sie fasziniert durch die Ruhe und die Kraft dieses Ortes....... der
Ursprung der Kapelle reicht bis ins Jahr 1668 zurück: (Laut dem
Mirakelbuch des Klosters Mariastein war damals am Buschberg ein Müller
unter seinen 23 Zentner schwer beladenen Wagen gekommen, eingeklemmt und
schliesslich überrollt worden sein. Wie durch ein Wunder überlebte der Mann
das Unglück und liess zum Dank an dieser Stelle ein Kreuz errichten)....
.....nach so viel staunen und Gucken in die Vergangenheit wird es nun Zeit für einen Genusspause "uf der Flue"...
..die Einladung passt....... der Rastplatz geizt nicht mit Weitblicken, wie da auf die Landschaft bei Wegstetten und den nahen Schwarzwald .......
.....diesen Himmelsblick bringe ich wieder einmal dem Susi Frauchen in ihre Galeria mit.....einfach herrlich, da zu pausieren und die Aussicht zu bestaunen.......... nun folgen wir dem Pfad über den Berg-Fazedelle...... durch das spannende Waldreservat "Lothars Stube".(1999 entwurzelte der Sturm Lothar hier viele Bäume und 2003 setzte der Borkenkäfer vielen Bäumen zusätzlich zu. Ein "Dschungelpfad" durch diese Fläche ermöglicht einen Einblick in die Entwicklung des Waldes nach einem solchen Sturmereignis.)........ vom Tiersteinberg bietet sich nochmals ein nördlicher Weitblick, sogar die Rheinschlaufe bei Mumpf/Bad Säckingen zeigt sich ein wenig ....
..... einfach weiter, Pfote vor Pfote.......bis sich die Landschaft in Richtung Frick sich uns eröffnet..... und diese Riesenliege uns daran erinnert, dass es nun wieder einmal Zeit für eine grössere Pause ist....... denn sogleich tauchen wir wieder in die Vergangenheit ein, die Burg Alt-Tiertein will da am Wegrand erkundet werden...... sie war ab dem 11. Jahrhundert bewohnt und diente sie den
Grafen von Tierstein als Stammsitz. (Bei einem Erdbeben 1356 erlitt die erste Burg substanzielle Schäden, wurde aber teilweise wieder
aufgebaut und diente einem Talvogt als Verwaltungssitz. Trotz ihrer
glanzvollen Geschichte geriet die Burg später in Vergessenheit. ältere Funde weisen darauf hin, dass der Ort schon sehr lange bewohnt war, etwa seit 1000 v. Chr.).......und gleich auf dem nächsten Felsensporn treffen wir auf Burg Alt-Hommburg hoch über dem Dorf Wittnau (Stammfeste der Grafen von Homburg mit Anfängen im 11. Jh., 1356 durch Erdbeben zerstört, dann notdürftig wieder aufgebaut, 1534 letztmals erwähnt. Nur noch spärliche Mauerreste einer ehemals dreieckförmigen Gratburg sind sichtbar)...... eng verbunden ist die Burg mit dem geheimnisumwitterten «Martins-Chäppeli» in Wittnau. (Einmal, so berichtet die Sage,
belagerten Feinde das Schloss. Den Bewohnern gingen die Nahrungsmittel
zur Neige, Hunger drohte. Da setzte sich der Graf auf seinen Schimmel
und gelobte, dort eine Kapelle zu bauen, wo er mit dem Pferd
niedersetze. Dann machte der Homberger mit seinem Ross einen gewaltigen
Sprung über die Burgmauer und landete tief unten unweit des Wittnauer
Dorfrandes. Er sammelte die Bauern und schlug mit ihrer Hilfe die
Belagerer in die Flucht. Wie versprochen, liess der Graf im „Kehr“ die
Kapelle bauen.) (Eine andere Geschichte bringt die Entstehung des Bethauses mit dem Basler Erdbeben von 1356 in Verbindung. Damals soll der Sohn
des Grafen bei der Zerstörung der Homburg auf wundersame Weise
gerettet worden sein: Nach dem Erdbeben fand man die Wiege mit dem
unversehrten Kind weit unterhalb der Burg. Das „Chäppeli“ soll die Fundstelle markieren.).....wir erreichen heute zu Fuss das "Ebeländ", wo wir nun eine Runde entlang den Rebhängen und Kirschbaumweiden in Angriff nehmen........leider hat der Frost auch da auch immense Schäden angerichtet...... ganz hinten im Talkessel sichten wir dann doch noch herrlich, weiss Blüten ....... durch solche Landschaften zu schlendern ist einfach ein Genuss..... und wieder Energie tanken - am "Martinsbrünneli" (Da erzählt man sich die Sage von den Bergjugfrauen, die ehemals hier gewohnt haben sollen. Die wunderschönen Jungfrauen sollen aufs Vieh achtgegeben haben und den Hirten Kuchen und Brote ans Weidegatter gelegt haben.) ..... heute waren wir wieder ungemein reich unterwegs und gar vieles haben wir erschnuppert, da werde ich in der Nacht noch viel zu verarbeiten haben und im Traum weiter pfoten und über alte Zeiten sinnieren.Routenplan: Inspiriert durch eine Wanderbeschreibung zum Martinsweg in Wittnau haben wir zu dieser echt eindrücklichen Tour gestartet. Kaum je haben wir so viele historische Orte und alte Geschichten auf so kleinem Raum in so ansprechender Landschaft vorgefunden.